Letzte Woche war ich in Sankt Gallen auf Lesewoche. Ich kannte das Städtchen nicht, war also umso überraschter, als ich auf dem Weg zu meinem Hotel entdecken durfte, dass es sich dabei um einen unglaublich lieblichen Ort handelt. Was lag also näher, als das Skizzenbuch zu zücken und das Idyll während der freien Zeit zwischen den Lesungen festzuhalten.
Die Lesungen fanden auch in einigen Gemeinden rund um Sankt Gallen statt. leider war das Wetter am ersten Tag (in Wil) etwas skizzenfeindlich (was man an den Tropfen erkennen kann). Außerdem brüllte mich ein armer Tropf an, in dessen Kopf auch Niederschlag herrschte. Seine Stimme war vom Geschrei schon ganz heiser und klang wie das Nebelhorn eines alten Bodenseeschleppers. Keine Ahnung, was er da brabbelte. Und das Einzige, was ich verstehen konnte, waren derbe Fluchwörter.
Dann herrschte aber unerwartet schöner Sonnenschein. Die einzige Schwierigkeit war, sich für ein Motiv zu entscheiden, denn damit geht Sankt Gallen wirklich verschwenderisch um.
Morgen früh beim Kaffee, wenn keine Zeitung herum liegt, ist man froh, wenn man durch das Fenster den Leuten zugucken kann, wie sie sich für die kommenden Stunden rüsten.
Und das Folgende ist der große Vorteil, wenn man zeichnet. Die Sankt Galler Stiftsbibliothek ist eine historische Augenweide. Und wie es bei solch alten Gemäuern nun mal so ist, darf man darin weder Fotografieren noch Filmaufnahmen machen. Zeichnen aber ist explizit erlaubt (man bekommt an der Kasse sogar Papier und Stifte!). Am Ende waren aber in der Bibliothek geschätzte 200 Touristen, so dass ich dann doch früher als gehofft wieder abziehen musste. Immerhin reichte es für drei Skizzen.
Ja, ich hab es in Sankt Gallen genossen und hoffe, dass ich nächstes Jahr gute (Post)karten habe, dort wieder auf Lesetour gehen zu dürfen.
Ich kann nicht beurteilen ob die Lesungen gut waren, deine Zeichnungen sind aber unglaublich. Fantastisch. Reiner Genuss für die Augen!!!
ReplyDeleteDanke!
Joss
Danke vielmals, Joss! Freut mich sehr. Aber die Motive machten es mir auch einfach :-). Und die Lesungen waren auch glatt!
ReplyDeleteviele liebe Grüsse
Boris
Du beweisest bestens: St. Gallen ist eine Reiseskizzen-Reise wert! Wünsche Dir weitere solcher Lesungen in der Ostschweiz.
ReplyDeleteDeine Reportage aus dem Osten ist eine wahre Freude! Toll wie Du die schönen Bilder auch in Deinem Text erklärst. Ich freue mich schon auf Deine nächste Lesewoche.
ReplyDeleteDass man in der Stiftbibliothek nur zeichnen und nicht fotografieren darf (und man sogar Stift und Papier verlangen darf) sollte man an weiteren Touri-Destiniationen ebenfalls einführen! Z.B. auf der Jungrau? Was haben den die armen Touris ohne Kamera gemacht? Der moderne Tourist ohne Kamera wirkt wahrscheinlich sehr unbeholfen. Wie ein Raucher ohne Zigarette.
Die Zeichnungen sind einfach wunderbar und er Text dazu ebenfalls ein Genuss wie immer.
ReplyDeleteApropos Touris, die nicht fotografieren dürfen... Wahrscheinlich wird es demnächst Reiseführer geben, in denen vor solchen Orten gewarnt wird. Heutzutage muss ja als Beweis für die Facebookfreunde und Twitterfollower alles fotografiert werden, sonst war man nicht dort, hat es nicht gesehen, hat es weder gegessen noch getrunken.
Es lebe das Skizzenbuch!
Als Vollblut-Wiler finde ich die Skizzen natürlich extratoll. Finde deine Art die Szene auf die wesentlichen Bestandteile zu reduzieren einfach weltklasse.
ReplyDeleteToller Post, ich freue mich schon auf den Nächsten!
Fantastische Skizzen und gewohnt trocken-herzlicher Text!
ReplyDeleteMehr?
Ich freu mich auch auf den nächsten Post, und hoffe, dass die Demotivation angesichts dieser tollen analogen Schnappschüsse nicht überhand nimmt und mich davon abhält, wieder endlich mal einen eigenen Beitrag auf dem USk Switzerland Blog zu posten.
Tolle Serie. Von Motivauswahl bis zu der Umsetzung, für mich ein wunderbares Beispiel von Reiseskizzen. Und deinen neuen lockeren Stil finde ich wirklich klasse. Freue mich schon auf deinen nächsten Sketch-Bericht.
ReplyDelete@Eva: Ja, danke vielmals! ich hoffe wirklich, das Ganze nächstes Jahr wiederholen zu dürfen :-).
ReplyDelete@Andre: Danke, mein Guter! Und ja, eine gute Idee, überall zu zeichnen, wo das ablichten verboten ist. Die Touristen ohne Kamera wirkten erstaunlich ruhig und relaxed. Kein Wunder, wenn man sich mal auf das Motiv live konzentrieren kann. Eigentlich fast wie bei uns Zeichnern :-).
@Olivia: Drei mal hoch!!!
@Stjepan: Ah, hätte ich das gewusst, hätten wir uns ja treffen können. Na, vielleicht klappt's ja das nächste Mal!
@monbaum: Danke! Und nix Demotivation! Zeigen, dein Zeug, her damit! :-)
@Javier: Obrigado! Und ich freue mich schon auf das erste gemeinsame Zeichnen :-).
Viele liebe Grüsse
Boris